
Johann Nepomuk David gründete 1926 den Bach-Chor Wels. Der Komponist war damals in Wels als Lehrer tätig. Der neue Chor sollte eine gezielte Alternative zu den existierenden Liedertafeln und Gesangsvereinen darstellen, die der Tradition der Spätromantik verpflichtet waren. Mit seiner Gründung schuf David den ersten Motetten- und Madrigalchor Österreichs. Er leitete den Chor bis zu seiner Berufung an das Konservatorium Leipzig 1934. David setzte seine Schwerpunkte in der Aufführung alter Meister sowie zeitgenössischer Kompositionen. Der Chor trat bei zahlreichen Konzerten in Wels, Linz und anderen Städten Oberösterreichs auf.

Ihm folgte Franz Illenberger, Lehrer und Organist an der Stadtpfarrkirche Wels. 1937 wurde er nach St. Florian versetzt, was die Arbeit mit dem Bach-Chor sehr erschwerte, sodass es immer wieder zu längeren Probenpausen kam. Illenberger leitete den Chor bis 1940, als er dem Ruf an die Musikhochschule Graz folgte.

1940 übernahm Wolfgang Auler, Professor am Brucknerkonservatorium Linz, die Leitung des Bach-Chores. Es fanden mehrere Chorabende in Wels und Linz statt. Die Probentätigkeit endete bald darauf mit der Einberufung Aulers zum Kriegsdienst und der amtlichen Auflösung des Chores.

1951 rief Josef Friedrich Doppelbauer den Chor wieder ins Leben, nachdem er sich bereits seit 1947 als Organist und Chorleiter in der Stadtpfarrkirche Wels bemüht hatte, junge Leute als Nachwuchs für eine Neugründung des Bach-Chores um sich zu sammeln. Der Chor entfaltete eine rege Konzerttätigkeit in Wels und kleineren Städten Oberösterreichs, aber auch in Linz, Salzburg und Wien. 1964 veranstaltete er eine viel beachtete Tournee durch Schleswig-Holstein. 1970 übersiedelte Doppelbauer nach Salzburg, wo er am Mozarteum unterrichtete und beendete seine Tätigkeit als Leiter des Bach-Chores.

Auf Doppelbauer folgte 1970 Ernst Ludwig Leitner, ebenfalls Komponist und Professor am Mozarteum. Leitner leitete auch den Chor der Herz-Jesu Pfarre Wels. Ab 1972 fanden immer wieder gemeinsame Konzerte der beiden Chöre statt, die ab 1976 nur mehr gemeinsam unter dem Namen Bach-Chor Wels auftraten. Nach der Zusammenlegung übernahm der Bach-Chor die Gestaltung der Messen in der Herz-Jesu Kirche an hohen Feiertagen. Unter Leitner sang der Chor zahlreiche Konzerte in Wels sowie anderen Städten Oberösterreichs und veranstaltete drei Chorreisen: 1975 nach Paris, 1982 nach Athen und 1983 nach Mantua und Bozen.

1996 übergab Leitner den Chor an Thomas C. Huber, der den Bach-Chor seither leitet. Huber war bis 2010 Assistent des Chordirektors des Opernchores am Landestheater Salzburg und unterrichtet im Musikgymnasium Salzburg. Er verfolgt in seiner Arbeit mit dem Bach-Chor zwei Schwerpunkte. Einerseits die Aufführung großer Werke der Chorliteratur verschiedener Epochen, andererseits die musikalische Gestaltung feierlicher Gottesdienste in der Herz-Jesu Kirche zu hohen Festtagen.
Literatur:
Bach-Chor Wels, Festschrift zur Feier des 30 jährigen Bestandes, Wels 1956
40 Jahre Bach-Chor Wels, Wels 1966
Bach-Chor Wels, Dokumentation 1971 – 1991, Hg. Ernst Ludwig Leitner, Wels 1991
Elke Michel-Blagrave, Johann Nepomuk David, Gründer und Leiter des Welser Bach-Chores und seine Nachfolger als Chorleiter im Zeitraum von 1926 bis 1940, Diplomarbeit, 1995
Christoph Wigelbeyer, Ernst Ludwig Leitner, Ein Porträt, Diplomarbeit, Wien 1998